4 Monate Linux auf dem Desktop

Am 9. März habe ich darüber berichtet, wie ich nach einem kleinen Wutanfall spontan von Windows auf Linux umgestiegen bin. 4 Wochen später gab’s das 1-Monats-Fazit. Jetzt, ein weiteres viertel Jahr später, wird’s mal wieder Zeit für ein kleines Update. So viel hat sich in den letzten 3 Monaten allerdings nicht geändert. Die Probleme die eigentlich gar keine sind, sind immer noch die gleichen. Die Begeisterung auch.

Die negativen Seiten wiedermal zuerst: Ich nutze weiterhin Windows vereinzelt parrallel für Photoshop, Homebanking, TV-Karte. Das liegt jedoch primär an mir. Ich hatte noch keinen Nerv mich intensiver mit Gimp auseinanderzusetzen. Das gleiche gilt für Experimente mit Gnucash oder ähnlicher Homebankingsoftware. Beide Dinge wären wohl mit etwas mehr Einsatz problemlos lösbar. Was die TV-Karte angeht ist das natürlich ebensowenig wichtig und da sie auf einem Rechner läuft, auf dem ich nicht arbeite, ist es mir da im moment relativ egal welches Betriebssystem darauf läuft. Das ist auch der Rechner, der für alle der genannten Ausweichlösungen herhalten muss. Ich werde dort allerdings demnächst mal Mythbuntu als Dualboot installieren. Das ist eine Kreuzung aus Ubuntu und MythTV, der Linux-TV-Applikation. Das klingt interessant und sollte definitiv mal ausprobiert werden.

Ansonsten gibt es zwei Dinge die ich etwas vermisse. Das erste ist weiterhin telefonieren via Jabber (Google Talk bzw. Jingle-Support anderer Anwendungen). Leider tut sich hier derzeit nicht viel – zumindest nicht sichtbar. Jabbin scheint sich gar nicht zu entwickeln und die Entwickler bei Pidgin (mein derzeitiger Jabber-Client mit dem ich ansich sehr zufrieden bin) und PSI arbeiten wohl stark verdeckt im Hintergrund am Jingle-Support. Die zweite Sache ist Roboform und das ist wirklich das einzige Tool was ich schmerzlich vermisse. Es gibt nicht nur keine Alternative für Roboform unter Windows, es gibt dank der Linux-Verweigerung der dortigen Entwickler leider nicht mal im Ansatz eine derart gute Lösung zur Passwort-Verwaltung und v.a. zum automatischen Einloggen auf den entsprechenden Websites. Bei einer etwas größeren Sammlung Logins (100+) ist das ein sehr angenehmes Tool dem ich fast täglich nachweine :) Ich hoffe immer noch drauf, dass sich mal jemand ein Herz fasst und was entsprechendes für Linux entwickelt. Alles was an Linuxalternativen hier und da im Gespräch ist, ist eine Bastellösung die nicht mal halb so gut ist wie das Original – schade auch.

Ansonsten ist Linux für mich zum daily-tool geworden. Seit Jahren habe ich nicht mehr so problemlos und unterbrechungsfrei arbeiten können. Keine Bluescreens, keine seltsamen „Hänger“, Firefox ist unter Linux nicht halb so zickig und Speicherhungrig und und und. Ich will gar nicht zu sehr schwärmen um nicht den Eindruck zu erwecken ich würde hier übertreiben ;)

Kurzum: Jedem der sich für Linux interessiert kann ich nur weiterhin empfehlen einfach damit anzufangen. Es braucht sicherlich ein wenig Engagement und Ausdauer, der Einstieg ist defintiv härter als bei Windows. Dafür bekommt man aber auch ein Betriebssystem, dass nahezu alle modernen Features bietet und dabei aber auch noch auf 4 Jahre alter Hardware (wie hier) problemlos und performant funktioniert.

14 Gedanken zu „4 Monate Linux auf dem Desktop“

  1. Wie viel Speicher braucht Firefox/Thunderbird denn unter Windows? Bei mir hat Firefox hier *immer* weit über 100M und Thunderbird kommt schonmal auf 200M.

  2. Schon mal was von clipperz.com gehört? Ich bin kürzlich auf dieses Tool gestossen und macht einen sehr guten Eindruck. Für die Registrierung ist keine Mailadresse nötig (anonym) und der Source scheint auch verfügbar zu sein.

  3. Danke für den Tipp, Thomas. Werd mir das mal anschauen. PassPack.com ist eine ähnliche alternative, allerdings finden die aus dem Betastadium nicht raus und rüsten auch nur sehr langsam ihre features nach. Automatisches einloggen soll ‚bald‘ möglich sein.

  4. Hi Frank,

    zu GNUCash kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es zum Homebanking wunderbar funktioniert, wenn man sich etwas mit der sehr an Buchhaltung orientierten Philosophie angefreundet hat… Import von Quicken hat auch geklappert. Für HBCI gibts ein Zusatzpaket (ubuntuusers.de wissen das)

  5. Pingback: Linux läuft und läuft und läuft… | Stephan A. aus B.
  6. Schon mal über KeePass gestolpert? Unterstützt Autofill und es gibt auch ein Plugin mit dem vielversprechenden Namen „KeeForm – Form Filler Utilities“, welches ich gleich mal testen werde.

  7. Hm.. gut das Plugin geht nur mit dem IE, aber vielleicht ist die Autofill-Funktion ja ausreichend (Seite ansurfen, Eintrag in KeePass markieren, Strg+V und drin)

  8. @Stephan: danke für den Tipp.

    @Jan: KeePass ist ja die Windows-Variante und soweit ich gesehen hab ist KeeForm auch ein Windows-Plugin. KeePassX hab ich heute mal installiert und teste es gerade. Kein wirklicher Roboform-Ersatz in Sachen Usability und leider etwas KDE-lastig, aber besser als nix ;)

  9. Halo Sebastian,

    das ist natürlich ein sehr subjektives Empfinden. Für die Möglichkeit komplexe Formulare mit gespeicherten Daten auszufüllen mögen die beiden Erweiterungen gut taugen. Der primäre Einsatzzweck für Roboform war bei mir aber als speicher von Logindaten inkl. URL und komfortabler Login-Funktion.

    Arbeitsablauf: Auswählen einer ‚Passcard‘ aus der RF-Toolbar. Der Browser surft die Seite an und loggt sich automatisch ein. Das funktionierte mit so gut wie allen Formularen ohne großen Aufwand. Weiterhin war’s sehr praktisch den Speicherort dieser Passcards frei wählen zu können. Die lagen bei mir auf einer lokalen Netzwerkfreigabe auf die ich sowohl mit Laptop als auch Desktop-PC zugreifen konnte.

    Ich schließ natürlich nicht aus, dass ich’s einfach nicht richtig verstanden habe und die Funktionalität lässt sich mit Deinen Plugins auch herstellen ;) In diesem Fall – lass es mich wissen.

  10. OK, der Schritt, die Login-Seite aufzurufen muss mit Secure Login noch manuell vollzogen werden – da hat Roboform einen Vorteil mit den Passcards.
    Secure Login baut für das Passwort-Management ja auf Firefox integrierten Passwort Manager – so bald dieser die komplette Login-URL speichert kann ich diese Funktionalität einbauen. :)

    Die verschlüsselten Passwörter auf einer Netzwerk-Freigabe zu speichern funktioniert auch mit Firefox Passwort-Manager-Datenbank:
    Du könntest z.B. einfach dein komplettes Firefox-Profil auf die Netzwerk-Freigabe verschieben, wenn der Zugang dazu gesichert (noch besser: verschlüsselt) ist.
    Den Pfad zum Profil kannst du unter Linux in der Datei /home/[BENUTZERNAME]/.mozilla/firefox/profiles.ini editieren.
    Alternativ könntest du auch nur die beiden Dateien key3.db und signons2.txt aus deinem Firefox-Profil verschieben und darauf eine symbolische Verknüpfung (ln -s) in deinem Profil anlegen.
    Oder du lässt das mit der Netzwerkfreigabe und synchronisierst einfach dein Firefox-Profil von Laptop und Desktop-Rechner mit Hilfe von rsync und ssh (so mache ich das z.B.).

    Gruß,
    Sebastian

    P.S.: Da sich dein Blog-Beitrag ja eigentlich um Linux auf dem Desktop dreht:
    Unter https://blueimp.net/linux/ habe ich einige HowTos zu (X)ubuntu im Text-Format verfasst – vielleicht findest du ja etwas interessantes. :)

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