Dumm gelaufen: massig gute PR verpasst!

Jetzt ist es zu spät, Marion und Folkert.

Background: Folkert Knieper, der Mann von Marion Knieper (marions-kochbuch.de) hatte zahlreiche Websitebetreiber und Blogger wegen der Verwendung von seinen für die Rezepte angefertigten Fotografien auf den Websites der Betreiber/Blogger abgemahnt. Selbstverständlich – wie das heute so üblich und auch rechtens ist – ohne vorherigen Mailkontakt oder ähnliches. Das wäre ansich noch nicht sonderlich verwerflich, wenn auch nicht gerade der Sache dienlich.

Dazu kommt aber nun der enorm hohe Streitwert von z.B. 6000 € im Falle eines abgelichteten Brotes. Außerdem wurde mittlerweile berichtet, dass viele der Rezepte auf Marions Seite aus dem mittlerweile geschlossenen und ehemals kostenpflichtigen Forum stammen und von zahlenden Kunden erstellt wurden. Auf Marions-Kochbuch.de wird jedoch angeblich für alle Rezepte im Kochbuch das Urheberrecht beansprucht. Ob dies der Wahrheit entspricht entzieht sich meiner Kenntnis. Fraglich ist jedoch ob aufgrund der geringen Schöpfungshöhe das Urheberrecht bei Rezepten überhaupt zum tragen kommt.

Nachzulesen ist einiges davon z.B. auch unter Nerdcore und einigen anderen Blogs. Die Bemühung der Google Blogsuche bringt stundenlange Lesebeschäftigung, sodass ich mir das raussuchen einzelner Links nun erstmal spare. Darum solls auch gar nicht primär gehen.

Eigentlich geht’s mir viel mehr darum was man mit etwas weniger deutscher Mentalität und Sturheit und etwas mehr Offenheit und Geschäftssinn aus der Situation hätte machen können. Fangen wir doch mal von Anfang an.

Folkert und Marion Knieper betreiben ein Rezepteportal. Zugegebenermaßen kein schlechtes und auch eines das seit langem recht bekannt, beliebt und in Suchmaschinen präsent ist. So bekannt und beliebt, dass sie mittlerweile u.a. davon leben. Folkert ist gleichzeitig praktischerweise noch Hobby-Fotograf und hat somit die Möglichhkeit Marions Kochkünste in’s richtige Licht zu rücken und damit die Website deutlich aufzuwerten. Eine zufällige Gegebenheit über die sich wahrscheinlich einige andere Betreiber von Rezeptewebsites freuen würden.

Folkert mahnt nun quer durch Deutschland Betreiber von Websites und vor allem von Blogs ab.

Was da an Echo auf ihn zu kommt konnte er vermutlich nicht erahnen, da er nach eigener Auskunft mit Blogs bisher nichts am Hut hatte. Er merkt jedoch nun, dass da wesentlich mehr Raunen laut wird, als er sich das gewünscht und vor allem als er es vermutet hätte. Er beschäftigt sich nun vermutlich nicht wenige Stunden pro Tag damit durch zahlreiche Websites, Foren und Blogs zu ziehen um dort in Kommentaren und Forenbeiträgen die eigene (offengesagt recht verzweifelnd klingende) Haltung zu vertreten.

Was wäre passiert wenn (Achtung: fiktive Meldung, wie sie hätte lauten können):

Marions Kochbuch lenkt ein

Folkert Knieper, der in der vergangen Woche mehrere Betreiber deutscher Websites und Blogs für die Verwendung einiger Bilder aus dem Online-Kochbuch seiner Frau abgemahnt hat, lenkt nun ein. Nach Auskunft aller beteiligten Personen konnte man sich zwischen Betreibern, Knieper und dem beteiligten Anwalt gütlich einigen. Folkert Knieper hat erkannt, dass diese Form der Reaktion keinem dient und hat im Anschluss alle Bilder auf marions-kochbuch.de unter die Lizenz Creative Commons (genauer: CC-BY-BC-SA) gestellt.

Dies bedeutet nun für alle Websitebetreiber für die Zukunft: Alle Bilder von marions-kochbuch.de dürfen gebührenfrei auf der eigenen Website verwendet werden. Voraussetzung ist, dass die Website nicht-kommerziell ist und dass der Urheber inkl. Link genannt wird.

Folkert erklärte gegenüber Foto am Samstag, dass er glücklich über den neuen Weg sei und sich dafür freue in Zukunft für jedes der bisher mehreren tausend geklauten Bilder mit einem Link belohnt zu werden. Er blickt bereits jetzt mit Freude auf die dadurch steigende Popularität und die vermutlich ebenso steigenden Einnahmen der werbefinanzierten Website.

ENDE der fiktiven Meldung

Kurz zur Erklärung: Creative Commons heisst nicht „ich verschenke meine Inhalte“. Wie an diesem Beispiel deutlich zu sehen wäre hier z.B. keine Verwendung durch kommerzielle Mitbewerber möglich. Ebenso wäre eine nicht unerhebliche „Bezahlung durch Backlink“ gegeben. Wie viel diese Wert ist, wissen Marion und Folkert sicherlich ziemlich gut – sie verkaufen Werbung und leben von über 12.000 bei Google indizierten Unterseiten.

Des weiteren hätte die Einsicht und das „zurückrudern“ (positiv) sicherlich für entsprechend positives Echo in der Blogosphäre gesorgt und wäre alleine dadurch mit einigen (sehr wertvollen!) Links bedacht worden.

Aber die Chance für die Beiden scheint nun vergeben – die Kommentare in Blogs und Foren die ich bisher gelesen habe klingen gar nicht danach als würde man nur im Ansatz über gesunde Alternativen nachdenken.

Es gäbe jedoch einen ziemlich einleuchtenden Grund dafür: Durch den momentanen Weg gewinnen die Beiden nichts. Der Anwalt kassiert und Folkert wird nicht ein Foto oder Webdesign mehr verkaufen. Im Gegenteil es wird eher dazu führen, dass einige der Stammbesucher die von der Geschichte Wind bekommen in Zukunft vielleicht lieber auf andere Websites zum Thema Rezepte zurückgreifen – gibt ja genügend davon. Der oben angedeutete Weg hätte zumindest für einige gute PR (Wirkungsgrad unbekannt) und einige Links gesorgt – vor allem hätte man ab dann wesentlich weniger Ärger im Hause Knieper weil man nicht mehr so viel Zeit in die Suche nach Urheberrechtsverstößen investieren müsste.

P.S.: Die Texte dieses Blogs stehen unter der selben Lizenz wie oben erwähnt (siehe Footer) – bedient Euch!

Nachtrag: Wie ich gerade lese haben sie wieder zugeschlagen.

[tags]abmahnung,marions kochbuch, urheberrecht, bilder, folkert knieper, marion knieper[/tags]

22 Gedanken zu „Dumm gelaufen: massig gute PR verpasst!“

  1. Hauptsache man ist in aller Munde, ob gut oder schlecht, das spielt nur eine untergeordnete Rolle.
    Leider eines der Gesetze des Marketing, oder vielleicht doch nicht? Schön wäre es.
    Aber so schön die Fiktion ist, es wird nur eine Fiktion bleiben

  2. langsam wird das absurd. die 6000 doppelmarkbrötchen fand ich schon eine frechheit, aber wenn sich jetzt rausstellt, dass die rezepte von einem bezahlforum von den usern gezockt sind, dann erhärtet sich für mich die vermutung, dass es sich da um derbe schmarotzer handelt. ich hoffe das die ne gute erklärung finden.

    btw. wenn denen das so wichtig ist mit ihren bildern, warum schützen die die nicht mit einem einfachen flash-script gegen copy/paste?

  3. Pingback: c-fischer.com » Blog Archiv » Kleine Brötchen
  4. blöd, wenn marions kochbuch von einem adsense klickskript heimgesucht werden würde und der account seitens google wegen unnatürlicher klicks gesperrt werden würde. sowas geht schnell heutzutage. das wäre doch auch mal eine antwort auf die vielen abmahnungen. richtig blöd wäre das doch, oder folkert?

  5. @Linus: Dazu muss erwähnt werden, dass die Geschichte mit den „nicht selbst geschriebenen Rezepten“ nur eine Ableitung aus bereits gegebenen Interviews ist. Manchmal lässt sich da ggfs. ein Vergleich anstellen der den Verdacht erhärtet – erwiesen ist aber nichts und du weisst ja – im zweifel für den Angeklagten ;)

    @Carsten: Sorry, aber sowas ist Unsinn. Das ist Kindergartenniveau.

  6. Pingback: Brötchen-Gate - Jeriko One
  7. Frank, Du schreibst „ …durch den momentanen Weg gewinnen die beiden (Marion und Folkert Knieper) nichts.“

    Das ist nicht richtig. In meiner Abmahnung durch Folkert Knieper werden die Kosten wie folgt verteilt:
    240 Euro für Folkert Knieper (fiktive Lizenzkosten)
    459,40 Euro für seinen Anwalt
    Dies bei einem Gegenstandswert, den Folkert Kniepers Anwalt auf 6.000 Euro festlegte.

    Mittlerweile liegt mir per Mail plus eingescannter Unterlassungsverpflichtungserklärung eine weitere Abmahnung eines Abgemahnten vor.
    Wenn die Angaben des Mail Autors stimmen, dann sind Kniepers Bilder innerhalb weniger Monate sehr stark im Wert gestiegen.
    Denn laut seinen Auskünften berechnet Knieper dort seine fiktiven Lizenzkosten als Schadensersatz nun mit 1.660 Euro. (Wohlgemerkt für 1 Bild)
    Die Gebühren für seinen Anwalt bleiben mit 459,40 Euro konstant. Die Vertragsstrafe wurde in diesem Fall, im Fall der Zuwiderhandlung, auf 9.000 Euro festgesetzt.
    Man kann also wirklich nicht sagen, dass Marion und Folkert Knieper „nichts gewinnen würden“.

    Besonders dann nicht, wenn man die mittlerweile vom Netz genommene Liste der potentiellen Urheberrechtsverletzer kennt. In dieser Liste waren laut Kniepers Angaben am 17.01.2007 insgesamt 2925 Fälle gelistet. Nun kannst Du selber ausrechnen was dort finanziell so alles machbar ist.

  8. Pingback: Wie man die Welt « Jared
  9. Hallo Marius,

    alles klar – das definiert „Wir leben mittlerweile vom Kochbuch“ gleich mal ordentlich neu. Danke für die Fakten.

    Ich wusste bisher nichts von den Lizenzkosten. Das ging wohl an mir vorbei. Mir erschließt sich dann nur nicht wo die 6.000 Euro Gegenstandswert herkommen, wenn die Lizenz für die Veröffentlichung des Bildes doch nur 240 Euro beträgt. Aber dafür bin ich wohl nicht Anwalt genug ;)

  10. mit „im zweifel für den angeklagten“ hast du natürlich recht.

    ich befürchte allerdings das wird nicht lange so bleiben, denn wie heisst es so schön: rache ist ein gericht das kalt genossen wird. und ich befürchte die kniepers haben da etlichen leuten etwas zu derbe auf den schwanz getreten.

  11. Knieper bzw. dessen Anwalt haben zunächst „klein“ angefangen bei den Abmahnkosten. Da viele der Abgemahnten die Summe „ohne Mucken“ gezahlt haben, hat man die Kosten auf astronomische Höhen raufgeschraubt.
    Es ist Tatsache, dass durch die Verlockung, enorm reich werden zu können, auch moralische und rechtliche Grenzen fallen.
    Hinzu kommt die Vermutung, dass doch nicht alle Bilder wirklich von Knieper stammen (wie Jerome unter http://de.passado.com/blog.aspx?member_id=cba5a014-f799-470e-9eb6-6b7bfd3d289b ) schreibt.
    Zudem gibt es Meldungen, dass Abgemahnte die Erlaubnis von Knieper erhalten haben, auch wenn es schon Jahre her ist.
    Man gewinnt den Eindruck, dass hier von Knieper und Anwalt „abgegrast“ wird, was nur geht.
    Ein großer Teil der letzten Abmahnungen wurde zur Weihnachtsszeit versandt – genau wissend, dass Anwälte zu dieser Zeitpunkt Urlaub machen und die Chancen auf schnelle Zahlung der astronomischen Forderungen höher ist.
    Marion und Volkert war sicher klar, dass die Gegner protestieren, lautstark im Internet. Und der bislang vermutlich gute Ruf der Kochseite dahin wird. Und mit jeder Abmahnung wird der Ruf schlechter. Dafür steigt aber die Chancen der Abgemahnten, bereits bezahlte Gebühren einklagen zu können, wenn der Nachweis einer rechtswidrigen Serienabmahnung gelingt.

  12. Knieper bzw. dessen Anwalt haben zunächst „klein“ angefangen bei den Abmahnkosten. Da viele der Abgemahnten die Summe „ohne Mucken“ gezahlt haben, hat man die Kosten auf astronomische Höhen raufgeschraubt.
    Es ist Tatsache, dass durch die Verlockung, enorm reich werden zu können, leichtfertig auch moralische und rechtliche Grenzen fallen können.
    Hinzu kommt die Vermutung, dass doch nicht alle Bilder wirklich von Knieper stammen (wie Jerome unter http://de.passado.com/blog.aspx?member_id=cba5a014-f799-470e-9eb6-6b7bfd3d289b ) schreibt.
    Zudem gibt es Meldungen, dass Abgemahnte die Erlaubnis von Knieper erhalten haben, auch wenn es schon Jahre her ist und dann plötzlich abgemahnt wurden.
    Man gewinnt den Eindruck, dass hier von Knieper und Anwalt „abgegrast“ wird, was nur geht.
    Ein großer Teil der letzten Abmahnungen wurde zur Weihnachtsszeit versandt – genau wissend, dass Anwälte zu dieser Zeitpunkt Urlaub machen und die Chancen auf schnelle Zahlung der astronomischen Forderungen höher ist.
    Marion und Volkert war sicher klar, dass die Gegner protestieren, lautstark im Internet. Und der bislang vermutlich gute Ruf der Kochseite dahin wird. Und mit jeder Abmahnung wird der Ruf schlechter. Dafür steigt aber die Chancen der Abgemahnten, bereits bezahlte Gebühren einklagen zu können, wenn der Nachweis einer rechtswidrigen Serienabmahnung gelingt.
    Und letztendlich ist ihnen vielleicht der Ruf der Webseite ohnehin egal, da mit den Einnahmen aus den Abmahnungen mehr Geld verdient wird, als in 100 Jahren mit Google Anzeigen.

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  16. Hallo
    Ich bin kein Anwalt oder so, aber ist es nicht so das wenn man Werbeeinnahmen auf seine Page hat, es ein Gewerbe ist?
    Und müssen Gewerbliche Seiten nicht im Impressum die UST ID & die Gewerbeform haben?
    Dieses habe ich auf der Seite nicht gefunden!
    Kann man die in soeinem Fall nicht selber Abmahnen?

    DIESES IST EINE FRAGE UND KEINE AUSSAGE!!!

  17. Auch bei mir probierte Er es gerade: 

    #######################################################
    Ladies and Gentlemen:
    I act on behalf of Mr. Folkert Knieper,xxxxxxxxxxxxxxxxxx Bremen,
    Germany(the „Owner“), who is responsible for the website located at
    http://www.marions-kochbuch.de. You find his address data at
    http://www.marions-kochbuch.de/impressum.htm.

    1. The Owner is the exclusive owner of the copyrights to respective recipes
    that are made available to the public without his – the Owner’s –
    authorization at
    http://geschmacksfrage.wordpress.com/2006/10/10/brottux-ala-tapferer-luglo-ev/

    original: http://www.marions-kochbuch.de/rezept/1208.htm
    .
    2. Please immediately remove the infringing material.

    3. I have a good faith belief that the use of the infringing material is not
    authorized by the Owner, its agents or the law. I assure you that the
    information in this Notice of Copyright Infringement is accurate, and under
    penalty of perjury, that I am authorized to act on behalf of the Owner.

    Should you require any further information regarding this matter, please
    contact me:
    Tobias Knieper
    e-mail: [email protected]
    ######################################################

    Schade nur, das ich das Rezept exakt so von meiner Großmutter aufgeschrieben bekam als ich etwa 12 war, also seeeeeehhr lange bevor Herr Knieper auf die Idee kam ein Urheberrechtsanspruch auf ein sehr altes Rezept zu erheben. Übrigens hinterlegte ich kein Foto, es kann Ihm also nur um das Rezept gehen.

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