Heute packe ich mal ausnahmweise mehrere Themen in einen Beitrag. Nicht ohne Grund – ein bisschen haben sie miteinander zu tun und letztlich sind sie alle mit dran Schuld an meinen Gedanken über eine nötige „Reform“.
Erstes Thema sind die Deutschen Blogcharts. Jens Schröder, Gründer und Macher der DBC hatte vor wenigen Tagen im Blog der DBC davon berichtet, dass zwei Jungs aus Österreich über deutscheblogcharts.com nun eine weitere Topliste betreiben würden. Er beklagt sich in seinem Beitrag unter anderem über die Kopie seines Layouts. Mittlerweile macht das Thema die Runde durch diverse Blogs. Michael Wöhrer vom SW-Guide warnt sogar vor den beiden Betreibern, Max Kossatz und Ritchie Pettauer.
Mal ehrlich Jungs, glaubt ihr nicht, dass ihr ein wenig übertreibt? Zugegebenermaßen ist es äußerst ungeschickt das ohnehin sehr spärliche Layout von DBC 1:1 zu kopieren. Mag man mal darüber streiten ob da nun geistiges Eigentum „geklaut“ wurde – die geistige Schöpfungshöhe dürfte hier nicht klar sein. Davon aber mal abgesehen ist DBC.com nichts anderes als ein weiterer Versuch deutsche Blogs in ein Ranking zu stopfen. Indirekt vermitteln diese Toplisten wer besser ist und wer schlechter – alle zusammen haben eins gemein: Fragwürdige Messmethoden. Als Mitbegründer des Deutschen Blog-Schwanzvergleichs bin ich mal so frei und stelle das mal so in den Raum. Dass dieses Ranking nun bei DBC.com noch „unrichtiger“ ist als andere mag einfach mal daran liegen, dass die Filter noch nicht stimmen und einfach alles automatisch reingenommen wird.
Jens Schröder macht sich mit den originalen DBCs eine Arbeit, die ich mir offen gesagt schon lange nicht mehr gemacht hätte. Die Aussage die dahinter steckt wurde zahlreich in Frage gestellt und letztlich vermittelt sie ein Bild der sog. deutschen Blogosphäre, dem sie teilweise selbst nicht gerecht wird. Was für ein Blog ist schon besser oder beliebter als ein anderer? Wenn nur eingehende „echte“ Links eine Rolle spielen, wie wichtig sind dann noch Leser oder der Grund warum sie den Blog lesen? Um ganz ehrlich zu sein brauchen wir keine der Toplisten so wirklich.
Was jedoch in meinen Augen ganz nützlich ist – und damit kommen wir zum zweiten Thema – sind die Rankings auf Beitragsebene, die über verschiedene Mechanismen die Popularität eizelner Beiträge ermitteln. Ich nutze selbst (wie bereits mehrfach berichtet) zwei davon. Zum einen die „Startseite“ von Blogscout und zum anderen den Rivva. Beide arbeiten unterschiedlichen und bringen eine unterschiedliche Anzahl an Beiträgen „nach vorne“.
Kurz gesagt kümmern sich beide darum zu ermitteln welche Beiträge gerade gefragt sind. Sie ziehen dafür die Verlinkung der Blogs untereinander in Betracht. Blogscout macht das auf Basis der dort für den Counterdienst angemeldeten Blogs, Rivva basierend auf einer eigenen Auswahl die sich automatisch weiterentwickelt. In letzter Zeit kommt es durch die ständig steigenden und mit irrwitzigen Regeln versehenen Blogparaden, -karnevals und -aktionen dabei gerade bei Blogscout zu deutlichen „Verfälschungen“. Bei diesen Aktionen wie z.B. der aktuell laufenden zum Thema „Zeig mir Deinen Desktop“ werden Mitmacher angehalten sich gegenseitig zu verlinken (oder machen es ohnehin). Das heisst, dass über Kurz oder Lang jeder der teilnehmenden Blogs unter dem jeweiligen Beiträge eine Liste von 50+ Links stehen hat. Jeder Teilnehmer wird damit mit reichlich Linkliebe ausgestattet und die weitestgehend uninteressanten Beiträge die sonst nie und nimmer mehr als 1-2 Links erhalten würden erscheinen allesamt auf der Startseite von Blogscout.
Abgesehen davon, dass diese Aktionen langfristig von Google abgestraft werden dürften, führt es Dienste wie Blogscout ad absurdum und zeigt gleichzeitig wo die Problempunkte liegen. Rivva ist gegen solche Dinge resistenter, liefert aber im Gegenzug auch generell eher weniger Themen auf der Startseite und auch primär solche, bei denen „größere“ Blogs beteiligt sind. Mal sehen was sich Dirk Olbertz – der Betreiber von Blogscout – über Kurz oder Lang dazu einfallen lässt, denn ich bin mir fast sicher, dass ihm die Situation ebenfalls nicht Recht ist.
Am Ende dieser ganzen Gedanken frage ich mich, wohin sich die deutschen Blogs gerade entwickeln. Das was wir irgendwann mal als deutsche Blogosphäre bezeichnet haben, scheint mehr oder weniger nicht mehr zu existieren – es entwickelt sich alles immer mehr hin zu mehreren Sphären. Das ist vielleicht aufgrund des Wachstums und der insgesamten Größe ein ganz normaler Vorgang. Es entwickelt sich alles etwas mehr hin zu Größe und Anonymität. Diese Entwicklung ist vermutlich noch im Anfangsstadium aber dennoch warscheinlich nicht mehr aufzuhalten. Täglich kommen mehr neue Blogs hinzu – jede Woche tauchen wieder ein paar mehr auf, die sich durch Aktionen, Paraden und ähnliches nach oben schaukeln und so binnen kürzester Zeit in irgendwelchen Toplisten landen. Der somit erreichte Bekanntheitsgrad mag ihnen helfen – wobei auch immer. Ob das langfristig zu mehr ansehen der Blogs im allgemeinen führt ist fraglich, denn die Qualität der Inhalte nimmt zweifelsohne ab, solange wir primär Tipps verteilen wie man „erfolgreich“ bloggt bzw. uns gegenseitig über fragwürdige Aktionen Links zuspülen.
Aber eins bleibt mal wieder festzuhalten: Jeder muss sich seinen Blog so zurechtlegen, wie es ihm passt. Für den einen ist ein Blog das private Tagebuch, für einige andere eine Möglichkeit Geld zu verdienen. Unterm Strich ist ein Blog eben doch nur eine Website.
Vielleicht müssen wir erst den Gedanken an eine gemeinsame Blogosphäre über den Haufen werfen um zu erkennen wie unterschiedlich die Vorstellungen und Möglichkeiten von Blogs sind und um damit aufzuhören ständig alle unter einen Hut bringen zu wollen.
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