Medien ohne Kompetenz – Netzsperren, Netzneutralität und Google Streetview

Houston wir haben ein Problem. Mal wieder. Unsere Medien taugen zu nichts. Das ist nun natürlich etwas hart und überspitzt, aber im Grunde ist es das was immer wieder klar wird. Und damit meine ich gar nicht nur das offensichtliche Problem mit einer „BILD“ aus der seit vielen Jahrzehnten jeden Tag das Blut läuft und die immer zuerst mit der Leiche gesprochen hat. Das derzeit schlimmste Problem zieht sich durch viele Schichten medialer Inkompetenz – Ausnahmen gibt es nur sehr, sehr wenige.

Wir sprechen immer wieder davon, dass die klassischen Medien Stück für Stück ihre Gatekeeperfunktion verlieren. Blogs, Microblogging, Social Networks, die Nachrichten des kleinen Mannes laufen ihnen den Rang ab. Oft wissen wir als Digital Natives von den Dingen die die Welt bewegen schon viel früher, als es unsere digital gewordenen Holzmedien berichten können. Im Gegenteil: Oft müssen sie sich selbst auf Twitter & Co. als Informationsquelle stützen.Dabei entsteht viel Hektik. Jeder versucht noch schneller und noch aktueller zu sein. Da werden dann bei den diversen Online-Newssites irgendwelche Dinge als Nachrichten rausgefeuert – möglichst schnell um bei Google News möglichst stark punkten und bei der eventuell folgenden großen Aufmerksamkeit für das Thema möglichst viel Traffic abgreifen zu können. Inhalt egal, Qualität egal – lesen muß das eh keiner, solange nur ausreichend Besucher drauf und sich durch die sinnlossen Bilder- oder Textstrecken klicken. In Insiderkreisen werden solche Besucher auch als das „gemeine Klickvieh“ bezeichnet.

Die Gatekeeperfunktion, die nun also schrittweise verloren geht wird um so gefährlicher, betrachtet man den Teil der Bevölkerung, der mit dem Internet nicht so recht umgehen will und dessen einzig ernsthafte Informationsquelle im Moment die klassischen Medien sind. Genau hier steckt die Gefahr, denn die bescheidene Qualität, die diese Medien im Internet abliefern, zieht sich auch durch die hölzernen Ableger. Ich vermag nicht zu beurteilen wie das „früher“ war – ich hab noch nie regelmäßig eine Zeitung gelesen, aber ich weiß, dass es im Moment schlimm bis unerträglich ist – in erster Linie dann, wenn es sich um Themen des digitalen Zeitalters handelt.

Beispiel gefällig? Bitte: Die unsägliche Diskussion um Google Street View. Natürlich ist Sommerpause, aber hey, darf das wirklich ein Grund sein sich komplett vom menschlichen Verstand und jeglicher Moral zu verabschieden? Es ist nicht mehr zählbar wie viel Unsinn in den letzten Tagen und Wochen zu diesem Thema geschrieben und gesendet wurde. Glücklicherweise ist bis heute zumindest ein Teil der Medien darauf gekommen, dass man auch mal klar und deutlich sagen könnte wie lächerlich diese Diskussion ist. Ich bin sehr froh, dass dazu auch die öffentlich rechtlichen Anstalten zählen.

Der oben beschriebene „analoge“ Teil der Bevölkerung orientiert sich an den herkömmlichen Massenmedien. Man muß kein Prophet sein um zu erkennen, dass das bei vielen Themen gefährlich ist. Bei Google Streetview mag es das nicht sein – das ist in erster Linie nervig. Wenn es aber um Themen wie Netzneutralität und Zungangsperren geht, dann wird es gefährlich für unsere Zukunft.

Unterm Strich wird es wohl auf absehbare Zeit so bleiben, dass wir als diejenigen die bei diesen netzlastigen Themen halbwegs durchblicken unser Umfeld darüber aufklären und Fragen beantworten. Das wurde bei den Zugangssperren sehr deutlich und gilt auch für Google Streetview und noch viel wichtiger für die Netzsperren.

Dank der bisherigen Berichterstattung über Googles Häuserfotodienst gibt es nicht wenige, die der Meinung sind Google würde ihnen damit ins Wohnzimmer fotografieren und Livebilder aus der Badewanne übertragen. WTF?

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