Vodafone: Es gab nur einen Fehler

Vodafone hat sich gerelauncht. Das ist sicherlich an keinem von Euch vorbei gegangen. Vergangene Woche – genauer am 11.07.2009 – hat man in Begleitung einer Menge Social-Media-Gedöns die Marke Vodafone in aufpolierter Form präsentiert. So ganz geglückt ist das nicht, wenngleich das Kind sicher noch nicht komplett in den Brunnen gefallen ist.

Die Reaktionen bei und nach der live übertragenen Pressekonferenz (Video mit parallelem Chat via Facebook) waren sehr unterschiedlich. Entsprechend finden sich heute einige Blogbeiträge zum Thema, die ganz unterschiedlich klingen. Vom wilden Haudrauf bis zum PR- und Marketingfreundlichen „Es war ein mutiger Schritt“ ist alles zu finden. Und wie so oft im Leben liegt die Wahrheit vermutlich irgendwo dazwischen. Ich hab mir selbst immer mal wieder Gedanken dazu gemacht und weil es im Großen und Ganzen auch noch ein Thema trifft, dass mich immer wieder bewegt (Handy, mobiles Internet, etc.) habe ich mich dazu entschlossen meine Gedanken dazu niederzuschreiben.

Irgendwie ist die Situation ja schon etwas verfahren. Auf der einen Seite stehen die Mobilfunk-Netzbetreiber, die seit gefühlten 100 Jahren ihr Geschäft nach dem gleichen Schema betreiben: Sie versuchen Kunden dafür zu begeistern einen Vertrag mit möglichst langer Laufzeit zu unterzeichnen um ihm anschließend das Geld möglichst ungehindert aus der Tasche ziehen zu können. Das klingt jetzt vielleicht hart, aber realitisch betrachtet ist es so. Prepaid-SIM-Karten passen da nur sehr schwer in’s Bild und so wirklich attraktive Angebote gab es bei denen auch nie wirklich. Immer stärker wird bei den Netzbetreibern offenbar das Bedürfnis dem Kunden im Rahmen dieser Verträge Dinge zu versprechen die man ihm nicht wirklich bieten möchte. Stichwort: Flatrate. Welcher dieser Anbieter hat eine echte Flatrate im Programm? Also eine die nicht beim Datenvolumen oder den Gesprächen gedeckelt oder anderweitig begrenzt ist? Wer jetzt argumentiert, dass eine Flatrate trotzdem Flatrate heissen darf, auch wenn sie nicht unbegrenzt ist, der möge mir den Anbieter zeigen, der die Begrenzung offen kommuniziert!? Ganz besonders auffällig ist dieses Problem wenn wir von Datentarifen sprechen. Auf der anderen Seite stehen nämlich die Kunden – und hier spreche ich speziell vom stetig wachsenden Kreis der mobilen Internetnutzer, Datenjunkies. Ihr wisst schon, diejenigen die aus Sicht von SPD und CDU/CSU primär aus Kinderschändern und Raubkopierern bestehende Zielgruppe.

Diese Zielgruppe schreit seit langem vergeblich nach fairen und bezahlbaren Datentarifen. Diese Schreie bleiben ungehört – auch im Jahre 2009 und auch in Zeiten eines Vodafone-Relaunchs der von großen Versprechungen begleitet wird. Der Kunde stehe im Mittelpunkt und man würde den Dialog suchen. Das sind Worte und Versprechungen die Gregor Gründgens (Twitter, Facebook), seines Zeichens Verantwortlich für die Marke Vodafone und ehemals für die Marke Coca Cola, in den Mund nimmt. Ob er sie auch so meint, mag man ihm nur mit großen Zweifeln glauben, denn alles was die neue Kampagne bisher bringt sind leere Worte. Es wurde bis dato noch kein neues Produkt vorgestellt und auch keines in Aussicht gestellt – Produkte sind schlichtweg nichts was man im Rahmen der Kampagne irgendwie kommuniziert. Stattdessen gibt es einen Spot mit Lobo, Kosmar, Basic, und Schnutinger. Man will „uns“ damit wohl zeigen, dass man es auf uns abgesehen hat. Das was dabei entsteht ist der fade Eindruck einer Werbekampagne wie wir sie seit Jahren kennen – Emotionen wecken, von der Marke überzeugen wollen, aber bitte nicht mit dem was Kunden wirklich wollen.

Daran kann offenbar auch eine moderne Agentur wie Scholz&Friends nichts ändern. Auch nicht mit einem wie Nico Lumma im Boot, der in der Vergangenheit gerne und viel von modernem Marketing, von Märkten die Gespräche sind, vom Cluetrain Manifest und anderen Dingen dieser Art gesprochen hat. Naheliegend ist, dass die Angst bei großen Unternehmen wie Vodafone zu groß ist um wirklich neue Wege zu gehen. Zu groß um einfach mal auf den Großen Kampagnen-Hammer zu verzichten und das Geld lieber in die Entwicklung eines richtig geilen Produkts zu stecken. Was so ein geiles Produkt sein soll? Ich überreisse mal ganz grob wie sowas in meinen Augen realistisch aussehen könnte. Ich muss natürlich gestehen, dass ich kein Mobilfunkprofi bin und daher nur schwer über die Machbarkeit urteilen kann, allerdings sollte so etwas doch drin sein (Beispiel Datentarif):

  • 1 GB Daten inklusive
  • jedes weitere GB 7€
  • Hardwarebundles optional und nach Verfügbarkeit
  • keine Vertragsbindung
  • keine „Flatrateversprechen“ oder ähnliches
  • keine Drosselung (Hat schon mal einer der verantwortlichen versucht mit einer gedrosselten SIM zu surfen, nicht wirklich oder?)
  • 15€ pro Monat
  • 49€ Anschlussgebühr

Zusätzlich wäre evtl. sinnvoll einen Alternativtarif mit 5GB inklusive für 39€ oder ähnlichem anzubieten. Das ist relastisch betrachtet gar nicht so weit von dem weg, was man heute schon geboten bekommt.

Eklatanter Unterschied: Der Einstieg für Wenignutzer ist günstiger. Für diese Zielgruppe gibt es bisher nur schlechte Lösungen (von Vodafone und T-Mobile, die zweifelsohne die beste UMTS/HSDPA-Versorgung bieten gibt es gar nichts) und durch die fehlden Vertragsbindung ist die Einstiegshürde ziemlich niedrig. In Sachen Kommunikation wäre sowas ein wahrer Segen – faire Tarifkommunikation gibt es in der ganzen Telko-Branche derzeit nicht (im Webhosting sieht’s da btw. auch nicht so viel anders aus).

Was genau ist so schwer daran einen Tarif wie diesen (wenngleich vielleicht die genauen Zahlen so nicht machbar sind) zu schaffen und auf all den Marketingbla zu verzichten? Wann kommt jemand, der wirklich versteht und auch umzusetzen wagt, dass nur noch die Produkte interessant sind. Wer heute ein überzeugendes Produkt auf den Markt bringt der braucht sich um Werbung nicht mehr zu sorgen und ich behaupte jetzt schon mal, dass das Mobilfunkunternehmen, dass diese Schritt als erster ohne warmweichen Zwischritt der große Sieger sein wird – und zwar langfristig, denn letztlich habe ich als Kunde keinerlei Grund den Anbieter zu wechseln, solange ich mit meinem zufrieden bin. Derjenige der also den Schritt als erster wagt, der wird mich (und vermutlich jede Menge anderer Menschen) als Kunden gewinnen und so schnell nicht mehr verlieren.

Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass uns Kunden irgendwann jemand erst nehmen wird.

Wer noch nicht genug über die Vodafone/Vodafail-Geschichte gelesen hat:

Mal wieder Post von unbekannt (Becher-Telefon und Karte)

Heute kam mal wieder Post mit unbekanntem Absender:

Offenbar bin ich auch nicht der einzige, der das Päckchen bekommen hat. Sebbi hat auch schon drüber gebloggt. Ansonsten ist es im Moment zumindest auf meinem Radar noch recht ruhig um die Marketing-Aktion.

Vermutung wer dahintersteckt? Spontan aus dem Bauch würde ich sagen ein billiger Prepaid-Telefonkartenanbieter. Ich würd mich freuen wenn’s nicht so was simples wäre und wir noch ein wenig Spaß mit der Aktion haben.

Nein danke, Buzz-People (2)

Ok, nun fühle ich mich doch gezwungen etwas ausführlicher zu werden. Ich hab‘ mal eben 2 Minuten Google benutzt. Buzz-People, das sind Experten für „Buzz-Viral und Guerilla Marketing“ bzw. für „Buzz, Viral and Blog Communications“. Die haben jetzt eine Kampagne mit Fonic gestartet, einem nicht wirklich bekannten Handy-Sim-Karten. So unbekannt, dass er nicht mal eine Website hat – zumindest wird der Kunde in der Ankündigung des Buzz-People-Blogs nicht verlinkt. „Nein danke, Buzz-People (2)“ weiterlesen

NoFollow Experiment

Wie regelmäßige Leser wissen bin ich ein bekennender NoFollow-Gegner. Warum? Weil’s keinen Spam verhindert sondern eine Zweiklassen-Gesellschaft bei Verlinkungen einführt. Mehr dazu im kleinen NoFollow-Report. Auch Frank vom Seo-Marketing-Blog ist kein Freund der vermeindlichen Google Antispam-Taktik und hat sich nun ein neues Experiment ausgedacht. „NoFollow Experiment“ weiterlesen

Das Flickr-Drama

Flickr ist nun auf deutsch verfügbar und fängt gleichzeitig an für deutsche User nur noch gefilterte Inhalte zu liefern. Alter Hut – ganz Bloghausen schreibt drüber – also ich nicht auch noch. Wer’s immer noch nicht weiß, findet hier unzählige Beiträge darüber. Was mich an der Sache interessiert ist ein anderer Aspekt. „Das Flickr-Drama“ weiterlesen

Hitflip startet die Blogitzeljagd

Ehrlich gesagt bin ich ein klein wenig neidisch, dass ich nicht selbst auf die Idee gekommen bin. Zumindest spontan und ohne großes Nachdenken klingt das ganze recht genial.

Hitflip ist weiterhin auf der Suche nach guten Werbeideen. Die letzte bezahlte Werbekampagne zusammen mit Trigami war nur mäßig zufriedenstellend für die Kölner. Nun wurde Andre, der Gründer und Geschäftsführer von Hitflip, von Oliver Gassner auf eine neue Idee gebracht: Blogitzeljagd.

„Hitflip startet die Blogitzeljagd“ weiterlesen

Werbung in Weblogs – so ja nun auch nicht

rob charts einnahmenDa das Thema gerade so heiß diskutiert wird, will ich auch mal meine zwei Cent in den Top werfen. Die ganze Diskussion um Weblogs und ihre Einnahmen hat den Ursprung in einer Umfrage die Robert Basic kürzlich in’s Leben gerufen hat. Über das Ergebnis berichtet mittlerweile sogar schon Golemnatürlich nebst einigen Blogs.

„Werbung in Weblogs – so ja nun auch nicht“ weiterlesen

Der Wert von Kundenmeinungen

Beim surfen bin ich gerade auf einen (recht großen) Softwareanbieter gestoßen. Wie auf vielen – vor allem englischsprachigen – kommerziellen Websites üblich, finden sich auch dort die sogenannten „Customer Reviews“ (Kunden-Bewertungen, Kundenmeinungen).

Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich lese solche Kundenmeinungen wenn überhaupt nur wenn sie sich einem in Kurzform auf einer anderen Seite aufdrängen. Aber selbst dann meine ich sie (zumindest bewusst) nicht zu berücksichtigen. Wen interessiert das? Steht dort wirklich die ehrliche Meinung von Kunden? Gibt es Seiten auf denen man auch mal neutrale oder gar leicht negativ angehauchte Punkte liest? Ich denke man kann gar nicht von Kundenmeinungen sprechen, wenn nur durchweg positive herausgepickt werden.

Was bringen also Kundenmeinungen wenn sie gar keine sind und an wen sind sie gerichtet? Wie hingegen wirken sich die negativen Meinungen aus, wenn sie dann an anderer Stelle (im Blog des Kunden, in Foren, etc.) veröffentlicht werden. Dort wird dann gewöhnlich zügelloser über das Produkt hergezogen – v.a. in meist anonymen Foren.

Da sind mir persönlich doch firemeneigene Support-Foren viel lieber, wenn sie auch für Gäste und damit für mich als potentiell an einem Produkt interessierten geöffnet sind. Dort ist dann aber meist auch bei heikleren Problemen ein Hinweis auf E-Mail-, Telefon- oder anderweitigen One-to-One-Support zu lesen.

Wie steht ihr zu „Cutstomer Reviews“?

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