Es ist ja nicht erst seit gestern so, dass einige etwas kritischer eingestellte Menschen das WordPress-Projekt nicht so positiv sehen, wie die große Anzahl an WordPress-Bloggern. In den letzten Tagen aber häuft sich die Kritik – zurecht, wie ich finde.
Grund der Kritik war in der Vergangenheit immer, dass ein mittlerweile nicht mehr ganz kleines und VC-finanziertes Unternehmen dahintersteckt. Dieses Unternehmen – Automattic – wurde von WordPress-Macher Matt Mullenweg gegründet und beschäftigt sich primär mit der Weiterentwicklung der eigenen Cashcow wordpress.com, einem kostenlosen WordPress-Hosting-Dienst, der durch ein stark modifierztes WordPress MU angetrieben wird. In letzter Zeit wurde immer deutlicher, dass Features die in WordPress eingeflossen sind immer auch ihren Nutzen für WordPress.com haben. Bei einigen neuen Funktionen ware es sogar so, dass sie eigentlich nur für WordPress.com so richtig sinnvoll waren. Ein Beispiel ist die Zusammenlegung der Kategorien für Beiträge und Links ab Version 2.1.
WordPress MU ist ein eigenständiges Projekt, dass Parallel zu WordPress entwickelt wird. Es ermöglicht den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Blogs auf einer Softwarebasis. Die Software ist im Verhältnis zum Alter des Projektes alles andere als ausgereift und taugt in der veröffentlichten Version maximal für den Betrieb kleinerer Plattformen. Die Verbesserungen die Automattic für den Betrieb von WordPress.com vornimmt, werden selbstverständlich nicht im OpenSource-Projekt veröffentlicht, sondern dienen einzig und allein dem Betrieb von WordPress.com und ggf. den Projekten die Automattic für Kunden umsetzt.
Dadurch entsteht ein Verhältnis, das durchaus als kritisch zu betrachten ist. Man „betreibt“ zwei OpenSource-Projekte bei denen jeder der will seinen Teil beitragen darf (ob nun die Änderungen in den Corecode einfliessen, ist wieder eine andere Sache, aber jeder darf seine Änderungen und Erweiterungen einschicken). Dieses Community driven development (von der Allgemeinheit unterstützt und gefördert, auch durch Themes, Plugins, Links zu wp.org etc.) nutzt man andererseits wieder für die kommerzielle Entwicklung von Plattformen wie wp.com. Das ist ansich noch nichts verwerfliches – schlimmer wird’s dann wenn klar wird, dass man (wie jetzt mit Version 2.3) auf einmal auch noch anfängt Daten der WordPress Blogger zu sammeln – und zwar mehr als nötig.
Wie bereits vielfach berichtet, hat die Version 2.3 nun einen Updatemechanismus, der automatisch aktualisierte Plugins und eine aktualisierte WordPress-Version erkennt und entsprechende Updatenotwendigkeit vermeldet. Bei der Gelegenheit wird dann gleich noch übertragen welche Plugins installiert sind und auf welcher Domain der Blog läuft. Wozu das nötig sein sollte, weiß wohl keiner so genau. Es gibt mittlerweile Plugins und Hacks, die diese Übertragung verhindern bzw. verfälschen, aber auch das kann ja nicht das Ziel sein.
Und hinter allem steht nicht etwas eine Foundation, wie bei vielen anderen OpenSource-Projekten (Drupal, Ubuntu,…), sondern ein Unternehmen. Aber auch der vermeindlich deutsche Ableger (unter wordpress-deutschland.org zu erreichen) hat sich in den letzten Tagen nicht mit Ruhm bekleckert. Dahinter steckt übrigens nicht Automattic, sonder der Schweizer Olaf Schmitz. Der Betreibt – offenbar als Privatperson – diese deutsche Supportseite. Außerdem ist er nicht nur seit einem Jahr Vater, sondern auch bei Automattic angestellt. Auch das ist nichts verwerfliches und nichts besonderes, mutet aber in der aktuellen Diskussion etwas seltsam an, aber ich schreite zuweit. Was ist passiert?
WordPress Deutschland (WPDE) in Person von Olaf Schmitz hat vor kurzem angekündigt mit der deutschen WordPress-Version ab 2.3 nun auch ein Plugin für LinkLift auszuliefern. Linklift vermittelt Links zur Miete und wie sich schnell herausstellte gab es einen Deal zwischen Schmitz und dem Linklift-Betreiber, damit das Plugin dem User ab sofort etwas mehr aufgedrängt wird. Schnell gab es heisse Diskussionen in Blogs und im WPDE-Forum. Bei diesen Diskussionen sind v.a. einige Modetoren durch ihr teilweise arrogantes Auftreten gegenüber erbosten Usern aufgefallen.
Es gab aber auch Fürsprecher, die das Problem gar nicht verstehen konnten. Schließlich müsse man das Plugin ja einfach nicht installieren. Technisch gesehen ist das zwar nicht falsch, aber das Problem dürfte an anderer Stelle zu finden sein. Stellt Euch einfach mal vor, ihr programmiert etwas um es der allgemeinheit im Rahmen eines OpenSource-Projektes zur Verfügung zu stellen. Dann kommt jemand und fügt diesem Programm, dass eure Eigenleistung enthält eine Erweiterung hinzu. Für das hinzufügen dieser Erweiterung bekommt er Geld von dem keiner derer die maßgeblich zum Erfolg des ganzen beigetragen haben etwas sieht. Zumindest ist kaufm Vorstellbar und auch in der Diskussion nie erwähnt worden, dass das Geld zumindest den Core-Entwicklern von WordPress oder einer anderen zentralen Stelle zufließt. Stattdessen wurde damit argumentiert, dass auch WPDE ja finanziert werden müsse. Keine Frage das muss es sicherlich – aber die Art und Weise dort kommerzielles in eine Open-Source-Projekt einzuschleifen ist doch eher unfein. Eigentlich müsste es zur Finanzierung der Server und Co doch ausreichen, dass man mit Hilfe der Linkpower, die man über Jahre von Usern bekommen hat nun selbst Linkplätze vermietet oder? Aber da will ich mich eigentlich gar nicht reinhängen.
Das eigentlich interessante Stück kommt noch. Heute nun – und das war für mich letztlich auch der Auslöser doch über das Thema zu schreiben, was ich eigentlich erst nich wollte – wurde via Robert Basic bekannt, dass ein Automattic-Mitarbeiter kontakt mit einem deutschen Blogger aufgenommen und ihm angeboten hat eine deutsche Community unter de.wordpress.org aufzubauen. Moooment. Olaf Schmitz betreibt als WordPress-Mitarbeiter oder doch als Privatperson eine deutsche WP-Community und nun will man ihm mit hausgemachter Konkurrenz ein Ei in’s Nest legen? Kann doch nicht sein oder? Wer nun derjenigen ist, der da im Namen Automattic agiert ist mir im gegensatz zu Robert recht egal. Abgesehen davon, dass er noch jünger als Gründer Matt Mullenweg und damit wohl gerade einmal – wenn überhaupt – 20 Jahre alt ist, dürfte da wohl gesamt Automattic dahinterstecken. Angeblich hätte es wohl Missverständnisse bzgl. der Linklift-Aktion gegeben, weshalb Olaf Schmitz mittlerweile auch zurückgerudert ist und angekündigt hat, dass das Linkliftplugin ab sofort wieder raus ist.
Zusammen mit all den anderen Aktionen wirft das alles kein gutes Licht auf WordPress. Man scheint das Gespür für die User bereits vor längerem verloren zu haben und schafft es nicht mal firmeninterne Probleme intern zu lösen ohne dabei öffentlich für großes Aufsehen zu sorgen. Wie ich bereits geschrieben habe, steht für mich der Wechsel der Blogsoftware auf dieser Seite bereits fest. Auch bei neuen eigenen Projekten und bei solchen für Kunden, spielt WordPress kaum noch eine Rolle – weder jetzt noch vermutlich in der Zukunft. WordPress wird die einfach zu installierende Blogsoftware bleiben zu der es viele Plugins und Themes gibt, aber evtl. sollte der ein oder andere Überdenken, dass es noch andere Projekte gibt, die einen Blick und die Unterstützung wert sind. (Links nur Beispielhaft und nicht vollständig.)
Nachtrag: Mittlerweile gibt’s auch ein – wenn auch kleines – Statement von Olaf dazu.
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