Twitter nutze ich nun seit etwas über zwei Jahren. Was anfangs ein Experiment war, wurde irgendwann zum Geektalk. Mittlerweile ist Twitter dabei den Mainstream zu erobern. In den USA ist Twitter bereits in den herkömmlichen Medien angekommen und wird von diversen Fernseh- und Rundfunkanstalten bereits im täglichen Programm genutzt. In Deutschland wird bis zu diesem Punkt sicherlich noch einige Zeit vergehen, aber die Zunehmende Wichtigkeit ist nicht mehr von der Hand zu weisen.
Das steigende Wachstum birgt aber auch neue Herausforderungen. Konnte man am Anfang noch problemlos jedem „followen“ (also seine Statusmeldungen abonnieren) den man irgendwie im Ansatz interessant fand, so heisst es heute schon eine gezielte Auswahl zu treffen, will man im eigenen Nachrichtenstream noch halbwegs mitlesen können. In den letzten Wochen habe ich viel damit experimentiert – bin zu Spitzenzeiten bis zu 1000 Usern gefolgt und habe mich mittlerweile wieder auf knapp über 400 begrenzt. Wahrscheinlich wird die Zahl aber weiterhin schrumpfen.
Einer meiner Versuche, den ich gestern beendet habe war die Nutzung sogenannter Auto-Follower. Das sind externe Dienste die erkennen, sobald einem jemand folgt und diesem Profil anschließend automatisch in deinem Auftrag folgen. Damit wird jeder neue Follower auch zum Friend. Ob das nun sinnvoll ist mag jeder für sich selbst entscheiden. Für mich war es ein Weg meine neuen Follower besser kennenzulernen in dem ich ihre Nachrichten in meinem Stream lese. Diejenigen die mir nicht gefielen, hab ich dann einfach wieder rausgeworfen. Das Prinzip funktionierte auch eine Weile ganz gut, bis vor kurzem einige schlaue Marketing-Geier auf die Idee gekommen sind Listen mit Nutzern die diese Autofollower nutzen zu verbreiten. Das führt dann dazu, dass du auf einmal täglich 20 neue Follower bekommst wovon 18 irgendwelche Spammer sind, denen es nur darum geht ihre Followerzahlen so hoch wie möglich zu treiben. Irgendwann war ich mehr mit Unfollowen beschäftigt als mit sonst etwas. Das macht keinen Spaß und drum habe ich eben dieses Experiment wieder beendet.
In Bezug auf die Profile, denen ich selbst folge, versuche ich mich in letzter Zeit wieder mehr auf das zu konzentrieren was mich wirklich betrifft bzw. thematisch interessiert. Dazu gehören eine Reihe von automatisierten Profilen, die entweder Nachrichten oder andere Informationen verbreiten. Dazu gehören aber natürlich auch Personen deren Updates mich einfach nur interessieren. Bei den Aufräumaktionen die nötig sind um dieser Konzentration gerecht zu werden fällt mir immer wieder in lustiges Phänomen auf: Es gibt offenbar jede Menge User, die mir nur folgen, weil ich ihnen folge. Sobald ich ihnen nicht mehr folge und sie das mitbekommen, scheinen sie mir die Freundschaft kündigen zu wollen in dem sie mir ebenfalls nicht mehr folgen ;-) Interessantes Verhalten.
Es scheint also so, dass einige nicht nur followen um die Updates des anderen zu erhalten, sondern auch um damit die Wertschätzung zu bekunden? Bei vielen scheint auch die Zahl der Follower ein enorm wichtiger Faktor zu sein. Sieht man mal von automatisierten und nicht-automatisierten Profilen zu Marketingzwecken ab ist es zumindest fraglich ob man seinen Freunden noch wirklich folgen kann, wenn man mal 2000 oder mehr davon hat. Zieht man jedoch den oben genannten Faktor der gegenseitigen Folgeschaft hinzu, wird zumindest eine Motivation dafür klar. Schließlich besteht durchaus das Risiko eigene Follower zu verlieren, wenn man ihnen selbst nicht mehr folgt.
So macht eben jeder das aus Twitter was er für richtig hält und jeder Nutzer entscheidet selbst wem er folgt und wem nicht. Ob hohe Followerzahlen ein Indikator für Beliebtheit oder eher für einen geschickten Aufbau der selbigen sind? Das lässt sich wohl nur im Einzelfall unter Betrachtung einiger anderer Faktoren entscheiden. Pauschale Listen die auf diesen Werten basieren sind in meinen Augen auf jeden Fall nutzlos. Um zu diesem Schluss zu kommen muss man sich nur mal deren Top-10 anschauen und bewerten – das gilt für internationale wie für deutsche.
Es bleibt auf jeden Fall spannen wie und wie schnell sich Twitter weiterentwickeln wird. Während in den USA mittlere 5-stellige Followerzahlen bereits sehr häufig vorkommen, bewegen wir uns in Deutschland noch im niedrigen 4-stelligen Bereich. Der starke Anstieg der letzten Monate ist jedoch nicht von der Hand zu weisen und wird sicher in den nächsten Monaten noch so weiter gehen.
Wer mir nun trotzdem noch folgen will findet mein Twitter-Profil hier.
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