Unter Fachleuten ist seit längerem unbestritten, was so langsam auch an die breite Öffentlichkeit dringt: Festplatten sind der größte Bremsfaktor im Alltagsgebrauch eines Computers. Zwar sind Prozessoren und Arbeitsspeicher natürlich weiterhin wichtige Faktoren, allerdings sind es am Ende meist doch die Festplatten deren vergleichsweise schlechte Performance einen Rechner in die Knie zwingt. Und selbst wenn dem blechernen Kumpel der Arbeitsspeicher ausgeht ist es die Festplatte die das Handling der Auslagerungsdateien zur enorm zähen Veranstaltung macht.
Während Arbeitsspeicher schon immer verhältnismäßig schnell war und sich sowohl in Größe als auch Preis großartig entwickelt hat, hat diese Entwicklung zwar auch der Festplattenmarkt durchgemacht, in Sachen Geschwindigkeit hat sich aber vor allem in den letzten Jahren recht wenig getan. Die logische Grenze ist hier bedingt durch die mechanischen Vorgänge, die in einer solchen Festplatte passieren: Schreib/Leseköpfe werden auf Armen über sich drehende Scheiben bewegt. Das geht zwar deutlich schneller als bei Papis Schallplattenspieler, dennoch aber einfach nicht schnell genug wenn es darum geht eine große Zahl kleinster Dateien schnell hintereinander zu laden die in der Regel über die ganze Festplatte verteilt liegen.Dieses Laden von vielen Dateien kommt dabei häufig genug vor: Systemstart, Programmstart (inkl. Laden zugehöriger Dateien wie Fonts etc.) und selbst beim Surfen im Web ist durch das Zwischenspeichern von Websites durch die Browser oft viel „Festplattenaction“ am Start.
Will man also die Performance des Rechners im Alltagsgebrauch steigern muß es das Ziel sein die vergleichsweise hohen Zugriffszeiten der Festplatte zu verkürzen. Das geht in diesen Tagen mit einer SSD. Diese Solid-State-Drives arbeiten wie es der Name schon verrät nicht mehr mit drehenden Scheiben und bewegen Schreib/Leseköpfen sondern mit Festspeichern, also ähnlich wie der Arbeitsspeicher oder die SD(HC/XC)-Karten wie man sie aus Digitalkameras und anderen Geräten kennt. Die Geschwindigkeitsunterschiede sind exorbitant – leider aber auch die Preise. So kostet z.B. heute eine 120GB-SSD ungefähr so viel wie drei 2TB-Platten – nämlich 200 Euro. Will man mehr Speicher, was heutzutage in der Regel der Fall ist, legt man für eine SSD ganz schnell so viel hin wie der Rechner alleine gekostet hat.
Ich sitze hier schon seit einigen Jahren hinter einem iMac. Zwar wurde der zwischenzeitlich mal durch ein neues Modell getauscht, allerdings noch bevor Apple die Option einer zusätzlichen SSD angeboten hat. Und selbst heute, da diese Option zur Verfügung steht ist sie aufgrund des Preises für viele nicht wirklich erschwinglich oder sinnvoll. Zum Einen verbaut Apple als Mindestgröße 256-GByte-SSDs, zum Anderen zu einem Preis der für eine Durchschnitts-SSD doch eher teuer ist und im Bereich der High-End-Modelle liegt.
Nun bietet sich immer noch die Option eine solche SSD zusätzlich zur Festplatte (in meinem Fall eine 1TB) einzubauen. Aufgrund der Bauart des iMac gestaltet sich das jedoch nicht ganz so einfach. Apple hat dafür einen Einbaurahmen entworfen mit dem die üblicherweise nur im 2,5″-Formfaktor gebauten SSDs im schmalen iMac-Gehäuse Platz finden. Dieses Einbaukit lässt sich auch nachträglich kaufen und einbauen. Das Kit selbst schlägt mit ca. 80€ zu Buche – der Einbau der SSD beim Händler nochmal mit ca. 100-150€ je nach Händler. Der Eigeneinbau ist frelich möglich, allerdings nicht ganz unaufwändig und auch ein klein wenig Riskant. Um an die nötigen Stecker und Kabel ranzukommen muß der iMac fast komplett zerlegt werden.
Ich habe in den letzten Wochen öfter überlegt ob ich einen solchen nachträglichen Einbau angehen soll, da ich die Performance meines sonst sehr gut dimensionierten iMac (i7 2,8 GHz, 16GB Ram) verbessern wollte. Es war in der Benutzung doch recht deutlich, dass die Festplatte sehr oft die Bremse war. Durch einen Tipp im Bitsundso-Podcast bin ich dann auf eine aus jetziger Sicht ziemlich ideale Lösung aufmerksam geworden: Warum eigentlich nicht so eine SSD in ein externes Festplattengehäuse schrauben und per Firewire an den iMac hängen? Gar nicht so blöd.
Kurzes zweifeln über den „Flaschenhals Firewire“ war schnell verworfen, denn letztlich kommt es mir nicht auf die recht hohen Schreib/Leseraten der SSD an sondern vor allem auf ihre grandiosen Zugriffszeiten. Die Schnittstelle ist da nicht wirklich ein Manko. Im Vergleich zum Einnbau ins Gehäuse entfallen bei dieser Lösung die Kosten für den Einbaurahmen und die für den Dienstleister der den Einbau erledigt bzw. den Aufwand beim selber machen. Hinzu kommen die Kosten für ein Gehäuse. Das von mir gewählte war über Amazon für 60€ zu haben – Passender Alu-Look und Firewire-Kabel inklusive. Da ich eine externe Platte am iMac nicht sonderlich stören finde, hab ich direkt zugegriffen und mir als Innenleben fürs Gehäuse eine Intel-SSD der 320er-Serie mit 120GB bestellt. Das Gesamtpaket kommt damit auf ca. 250€.
So kurzfristig wie die Entscheidung fiel, so schnell klappte die Lieferung. Noch während die Geräte unterwegs waren bereitete ich mich auf den Umbau vor. Konkret hieß das erstmal: Festplatte aufräumen (unnötigen Müll wegwerfen, nicht oft benötigte Daten auf Netzwerkfestplatten auslagern). Eine kleine USB-Festplatte die hier noch rumliegt diente vorrübergehend als Auslagerungsplatz für das größte Problem: In den Verzeichnissen für Musik, Fotos und Filme lagen insgesamt rund 300GB an Daten. Der Rest, also System, Programme, /Library etc. sollte problemlos deutlich unter 100GB bleiben, für die wirklich großen Daten musste aber eine Lösung her. Die war schnell gefunden: Diese Daten kommen auf die weiterhin vorhandene Festplatte bzw. bleiben auf selbiger und werden per Symbolic Link (für Windows-User: Verknüpfung (.lnk)) ins System eingebunden.
So gings voran:
- Festplatte aufräumen (wie beschrieben)
- Große Verzeichnisse (~/Music, ~/Pictures, ~/Movies, etc.) auf USB-Festplatte kopieren
- Selbige Verzeichnisse nach dem Kopieren auf der Hauptfestplatte löschen
- Wiederum selbige per ln -s (symbolic link) im Homeverzeichnis einbinden
Vorbereitungen getroffen. Ich hatte damit die Konfiguration wie sie später mit der SSD sein sollte nur eben mit der Hauptfestplatte dort wo später die SSD ist und der USB-Festplatte mit den Daten die später auf der Hauptfestplatte liegen sollen.
Am Samstag kam dann die SSD. Binnen kürzester Zeit war sie ins Gehäuse geschraubt und dem iMac auf den Rücken geschnallt (siehe Foto). Da sich in einer SSD nichts dreht und nichts bewegt ist sie im Gegensatz zu Festplatten natürlich völlig geräuschlos. Ebenso ist auch keine zusätzliche Stromversorgung nötig, die bezieht die SSD komplett über den Firewireanschluß. Das kurze Firewirekabel passt perfekt um das Gehäuse auf dem Rücken zu platzieren – von vorne ist die SSD damit nicht wahrnehmbar.
So gings weiter:
- SSD angesteckt und übers Festplattendienstprogramm formatiert
- Per CarbonCopyCloner die Inhalte von der Festplatte 1:1 kopiert
- Bootlaufwerk über die Systemeinstellungen auf die SSD geändert
- Neu gestartet und gefreut
Ich hatte ja bereits in meinem Macbook eine SSD und wusste um die Vorteile, aber es ist einfach immer wieder faszinierend: Systemstart in ungefähr der Hälfte der Zeit, Echofon, Mailprogramm, Browser – alles was dank auf der Festplatte gecachten Dateien in der Vergangenheit doch eine Weile zum laden gebraucht hat geht nun in Windeseile. „Rumrödeln“ auf der Festplatte gibt es nicht mehr. Selbst das Handling der Files die aufgrund der Größe weiterhin auf der Festplatte liegen (also iTunes-Inhalte, Bilder, Filme) ist deutlich schneller weil die Festplatte nicht mehr damit beschäftigt ist Programmteile selbst zu verwalten – das macht nun die SSD und sie macht es Pfeilschnell.
Der Nachteil dieser Lösung ist freilich die Tatsache, dass die Hohen Datenraten der SSD durch den Firewire-Anschluß gebremst werden. Das ist allerdings ziemlich egal, da ich selten Dateien mit mehreren Gigabyte innerhalb der Platte verschiebe und auch Videoschnitt nur im kleinen Stil betreibe. Mit 16GByte ist der Arbeitsspeicher ansonsten groß genug um auch größere Bilder oder ähnliches vorzuhalten. Photoshop startet mittlerweile in ca. 3-5 Sekunden. Zuvor hat das mal eben ne halbe Minute gedauert.
Am Ende hab ich dann noch die Daten der USB-Festplatte zurück auf die interne kopiert und die Symbolic Links entsprechend geändert. Das wars. Der Aufwand bestand in erster Linie darin darauf zu warten, dass die Daten fertig kopiert/verschoben wurden. Zudem eine Lösung die Problemlos auf den nächsten Mac „mitwandern“ kann und unterm Strich deutlich kostenschonender ist als die Apple-Lösung.
Vielleicht kann die Infos ja irgendwer von euch gebrauchen. Ich würd mich über Eure Erfahrungen damit freuen.
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