Jaja, eine heisse Zeit für das deutsche Fernsehen. Erst letzt Woche hat Marcel Reich-Ranicki für großes Aufsehen gesorgt. Größer als wir das in letzter Zeit je hatten. Wenn ihr mich fragt: Lange überfällig. Das was im deutschen Fernsehen so abgeht ist nicht nur aus Sicht von hochintellektuellen und kulturell gebildeten Menschen unter aller Kanone.
Heute Mittag kam ich mal wieder in den Genuss eines Paradebeispiels dafür warum Jorunalisten eben doch nicht immer die besseren Recherchierer und Aufklärer sind. Das Zweite Desinformationsfernsehen (ZDF) hat in seiner mittaglich-bunten Sendung „Drehscheibe“ darüber berichtet, wie eine norddeutsche Kleinstadt sich gegen die Fotografiererei Googles im Rahmen des Streetview-Projekts wehrt. Googles Kamerafahrten sind von Anfang an in Deutschland umstritten. Es gab zahlreiche Diskussionen zu diesem Thema und ich will das ganze gar nicht herunterspielen. Abgesehen davon aber, war die Aufbereitung dieses Thema in der Sendung heute Mittag eine glatte Frechheit.
Von der ersten Minute an glänzte der Beitrag nur so vor Unwahrheiten. In der ersten Lüge – weniger schlimm – wurde behauptet es handle sich um ein neues, geplantes Google-Produkt. Falsch. Lediglich von Deutschland sind noch keine Bilder davon zu sehen. In den USA und anderen Teilen Europas sind viele Städte bereits „fotografiert“ worden und auch bereits online verfügbar. Hier hätte man sich das ganze z.B. einmal anschauen und im Fernsehen abbilden können. Dann vermutlich hätten die Zuschauer jedoch die zweite Lüge bzw. verschwiegene Wahrheit entlarvt. Es wurde in keinem Satz erwähnt, dass Google Gesichter und Fahrzeug-Kennzeichen mit einem automatischen Filter unkenntlich macht. Das funktioniert zugegebenermaßen nicht 100%ig – aber fast.
Weiterhin sorgten Aussagen wie „Wenn es nach Datenkrake Google geht, können sie sich schon bald selbst auf dem Balkon beobachten“ (sinngemäßes Zitat) für Desinformation. Sich selbst auf dem Balkon beobachten kann man nämlich auch mit Streetview nur dann, wenn man zufällig zu diesem Zeitpunkt auf einem von der Straße aus einsehbaren Balkon war, in dem ein Google-Streetview-Auto vorbei gefahren ist und ein Foto geschossen hat. Und selbst dann sieht man nur ein Bild auf dem ein durch den Filter entstelltes Gesicht zu erkennen ist.
Es ist sicher wichtig die Menschheit aufzuklären was es damit auf sich hat und vielleicht ist es sogar sinnvoll dagegen vorzugehen, aber bitte auf Basis von Informationen und nicht auf Basis von Stammtischklatsch. Leider hatte man beim Bericht über die besagte norddeutsche Kleinstadt auch das Gefühl, dass die Bürger die sich dort gegen Google auf die Hinterbeine stellen das auch nur auf Basis von Halbwahrheiten tun. Sowas kotzt mich an! Big Time!
Die Drehscheibe-Folge von heute dürfte schon in der Mediathek des ZDF zu finden sein. Leider funktionieren gerade weder die Suche dort noch kann ich sonst wie zu den Folgen der Drehscheibe navigieren. Müsst ihr Euch wohl selber raussuchen bei Interesse.
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