…oder anders gefragt: „Wem bringen Tags eigentlich etwas?“
Ich beschäftige mich gerade mal wieder mit dem Thema Tagging und dem Sinn dahinter. Stein des Anstoßes ist, das Tags immer noch etwas sind, was sich nicht so einwandfrei in die Web-2.0-Umgebung einfügt. Nahezu jedes Blogsystem handhabt Tagging anders und in XMLRPC-Schnittstellen ist Tagging Support nur sehr selten und eben nicht standardisiert enthalten, sodass gerade das Bloggen mit Desktoptools wie Ecto, Mars Edit oder Blogdesk in Verbindung mit Tags manchmal schwierig sein kann.
Zu allem überfluss funktioniert Tagging auch auf verschiedenen Web-GUIs unterschiedlich. Das eine System hätte mehrere Tags gerne durch Kommata getrennt, beim nächsten müssen es Leerzeichen sein. Bei Leerzeichentrennung unterstützten die einen Mehrwort-Tags (über Anführungszeichen oder ähnliches) andere wiederum nicht bzw. nur durch Trennstriche verbundene Wortkombinationen. Irgendwie ist das alles sehr unausgegoren.
Seit einigen Wochen werfe ich wieder einmal einen genaueren Blick auf ExpressionEngine. EE unterstützt – zumindest in der aktuell Verfügbaren Version 1.6.x – nativ kein Tagging. Tags gibt es dort nur über das gleichnamige Addon „Tags“ von Solspace. Das ist zwar sehr verbreitet in der EE-Welt, bietet jedoch keinerlei Einbindung in die XMLRPC-Schnittstelle und damit gibt’s auch hier kein Tagging über Desktop-Blogger. Auch in anderen Plattformen ist eine umfangreiche XMLRPC-Schnittstelle eher selten.
Dadurch drängt sich unweigerlich die Frage auf: Wozu eigentlich Tags? Ich versuche mal ein paar Argumente und Thesen aufzugreifen, die mir spontan zu diesem Thema einfallen und notiere meine Gedanken dazu:
Tags helfen Besuchern beim Auffinden von Artikeln
Grundsätzlich mag das auf einzelne zutreffen. Ich kann jedoch in den Statistiken keinerlei Hinweis darauf finde, dass Tag-Seiten in erhöhtem Maße ausgehend von den Tag-Links unter den Beiträgen oder der Tag-Cloud besucht wurden. Das mag hier auch an der versteckten Tag-Cloud liegen. Allerdings war das auch bei älteren Themes mit auffälligerer Tag-Cloud nicht wirklich anders. Von mir selbst ausgehend habe ich Tags auf anderen Blogs bisher eher selten bis gar nicht genutzt.
Tags erzeugen zusätzliche Unterseiten und erhöhen damit den Traffic aus Google
Auf den Tag-Suchseiten (hier z.B. https://helmschrott.de/blog/tag/jabber) werden Beiträge ganz oder in Auszügen (je nach Theme) angezeigt. Dadurch entstehen neue, von Google indizierbare Unterseiten die zusätzlich zum jeweilgen Tag (also Thema) inhaltlich relevant sind. Um herauszufinden was das bringen kann, ohne, dass diese Tagseiten speziell SEO-technisch optimiert und zusätzlich zur ohnehin vorhandenen Verlinkung (Tag-Cloud, Links unterm Artikel) mit Links versorgt werden, habe ich verschiedene Blog-Statistiken durchforstet und bin zu dem Ergebnis gekommen: Vergiss es. 2.7% der Einstiegsseiten dieses Blogs waren im Jahr 2008 Tag-Seiten. Das mag einen auf den ersten Blick dazu verleiten zu sagen „ist doch gar nicht so schlecht“. Stellt man jedoch die überdurchschnittlich hohe Absprungrate von fast 90% gegenüber wirkt das doch eher relativ.
Dazu sollte gesagt werden, dass es sich hier nicht um einen übermässig Werbeoptimierten Blog handelt. Für jemanden der gerne Banner und Layer auf TKP-Basis platziert mögen da 10.000 User im Jahr irgendwie gewinnbringend klingen. Ich finde, dass knapp 3% einfach zu wenig sind um für diese Funktion einen gewissen Aufwand in Kauf zu nehmen. Bei anderen Projekten ist das Ergebnis übrigens sehr ähnlich.
Tags helfen mir meine Inhalte besser zu strukturieren
Deckt sich teilweise mit dem ersten Punkt. Ich nutze Tags nicht um selbst alte Inhalte wieder zu finden. Weder hier auf dem Blog noch anderswo. Daher brauche ich auch keine vermeindliche Strukturierung. Hin und wieder verlinke ich häufig verwendete Themen in meinen Beiträgen gerne mal auf ein Tag. Dieser Link liesse sich ebensogut und vermutlich mit annähernd gleichem Ergebnis auf die Suche verlinken.
Fazit
Mein persönliches Fazit aus den letzten drei Punkten ist – ihr ahnt es schon: Ich brauche keine Tags. Allerdings bin ich auch gar nicht so sicher ob ich bei einem Blog überhaupt eine Unterteilung brauche. Die mag zwar interessant sein, wenn man in einem Fachblog klar strukturierten Content hat – vielleicht ergibt sich bei meinem Heimtechnik-Projekt mit der zeit eine klar unterteilbare Struktur – bei einem Blog wie diesem hier in dem privates mit beruflichem, fachliches mit lustigem und politisches mit Fussballthemen gemischt wird, wird sich vermutlich nie eine sinnvolle Einteilung finden.
Ob hier irgendwann ein anderes Blogsystem zum Einsatz kommen wird oder nicht – ich werde mir in Zukunft wohl genauer überlegen ob der Einsatz von Tags lohnend ist. Frei nach dem Motto „weniger ist mehr“ könnte man sie sonst auch ganz gut weg lassen.
Ich weiss aber auch, dass es bei diesem Thema viele verschiedene Meinungen und sehr viele Facetten gibt. Daher interessieren mich Eure Kommentare zu diesem Thema ganz besonders. Haut in die Tasten!
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